Newsletter 1/2021
COVID-19-Pandemie: 70 Prozent der Schweizer Getränkeproduzenten in wirtschaftlicher Not
Die Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen Getränkebranche (ASG) ist der Dachverband der Schweizer Getränkeindustrie. Mit der Umfrage bei ihren Mitgliedern aus den Bereichen Bier (Brauereien), Wein, Mineralwasser/Erfrischungsgetränke, Spirituosen und Obstsaft wurde deren aktuelle, wirtschaftliche Situation abgefragt.
Resultat: Die Getränkeproduzenten leiden stark unter den abermals verlängerten Einschränkungen der wirtschaftlichen Tätigkeit aufgrund der COVID-19-Pandemie. Sie befinden sich namentlich als Zulieferer der geschlossenen Gastronomie und der zurückgebundenen Kultur-, Event- und Sportbranche in grosser existenzieller Not.
Seit dem ersten Lockdown im März 2020 und der ersten ASG-Umfrage hat sich die wirtschaftliche Lage bei 50 Prozent der befragten Getränkeproduzenten abermals verschlechtert. Insgesamt geben 70 Prozent an, dass ihre Situation prekär ist.
Die Schweizer Getränkebranche nimmt die vom Bundesrat beschlossenen Lockerungen bei der Härtefall-Regelung und die höheren A-fonds-perdu-Beiträge zur Kenntnis. Die Umsetzung hat jedoch schnell und unkompliziert zu erfolgen, damit die betroffenen Betriebe rasch finanzielle Hilfe erhalten. Die Härtefall-Regelung muss zudem so ergänzt werden, dass die Zulieferbetriebe der festgelegten Härtefall-Branchen (z. B. Getränkeproduzenten, welche die Gastronomie beliefern) auch erfasst werden.
Laut der ASG-Umfrage sind die grössten Probleme die Absatzschwierigkeiten, ein zu hoher Personalbestand, Arbeitsausfälle sowie Probleme mit der Liquidität.
Ein Grossteil der Unternehmen gab an, dass über die Monate Juli bis Oktober 2020 zwar ein guter Absatz erreicht werden konnte und die Einbussen aus dem ersten Lockdown im März/April 2020 einigermassen aufgeholt werden konnten. Durch die verschärften Schutzmassnahmen ab Oktober 2020 ist der Absatz aber wiederum massiv und existenzbedrohend eingebrochen.
Als Zulieferindustrie stark getroffen
Die Schliessung der Gastronomiebetriebe und der Wegfall aller Festivitäten wirkt sich stark auf die Unternehmen aus. Über 40 Prozent der Befragten sind auf Überbrückungskredite angewiesen. Knapp 15 Prozent der Unternehmen befürchten aufgrund der getroffenen Schutzmassnahmen gar den Konkurs ihres Unternehmens.
Eine Auswahl der Ergebnisse der Umfrage:
- Über 90 Prozent der Unternehmen erwarten in den nächsten sechs Monaten weiterhin hohe Absatzschwierigkeiten und im direkten Zusammenhang damit einen zu hohen Personalbestand.
- Die Umsatzeinbussen schwanken stark bei den befragten Unternehmen und reichen von wenigen Prozenten bis zu über 80 Prozent. Der Grund ist hier vor allem die unterschiedliche Aufteilung der Absatzanteile an Gastronomie und Detailhandel, z. B. Eigenmarkenproduzenten ohne Gastronomieanteil versus Getränkehersteller (z. B. Brauereien) mit Fokus auf die Gastronomie.
- Fast die Hälfte der Unternehmen rechnet im nächsten halben Jahr mit Liquiditätsproblemen.
- Ein Viertel der Befragten rechnet in den nächsten sechs Monaten mit Entlassungen in ihren Betrieben.
- Ein Grossteil der Unternehmen aus der Getränkebranche gibt an, dass erst in mehr als einem Jahr eine Normalisierung der Geschäftstätigkeit eintreten wird.
Regulatorische Flexibilisierungen gefordert
Über 40 Prozent der Befragten würden regulatorische Flexibilisierungen begrüssen, die ihnen helfen, die Krise zu überstehen. Zum einen werden Direkthilfen und A-fonds-perdu-Beiträge gefordert, zum anderen aber auch der Abbau von Bürokratie. Einige fordern auch die Stundung oder den Erlass von Steuern und tiefere Importkontingente.
Rasche finanzielle Hilfe notwendig
Fakt ist: Den Getränkeproduzenten steht das Wasser bis zum Hals.
Vor diesem Hintergrund appelliert die Schweizerische Getränkebranche an den Bundesrat und die Kantone, dass die Härtefallgelder so schnell wie möglich und unkompliziert ausbezahlt werden. Die Härtefall-Regelung muss zudem so ergänzt werden, dass die Zulieferbetriebe der festgelegten Härtefall-Branchen (z. B. Getränkeproduzenten, welche die Gastronomie beliefern) auch erfasst werden. Eine zeitnahe Wiedereinführung des COVID-19-Solidarbürgschaftskreditsystems analog des Modells vom Frühjahr 2020 zur Überbrückung könnte betroffene Unternehmen ebenfalls unterstützen, weshalb der Bundesrat auch dieses Mittel wieder dringend einführen sollte.
Informationen zur Umfrage Die Umfrage wurde am Dienstag, 1. Dezember 2020, an alle Branchenverbände der ASG versandt und dauerte bis Mittwoch, 13. Januar 2021. Teilgenommen haben 86 Unternehmungen. Die Umfrage deckt alle Landesteile der Schweiz ab. Die Auswertung zeigt ein aktuelles Stimmungsbild in der Schweizer Getränkebranche. Werden Prozentangaben genannt, sind diese lediglich als grobe Richtschnur zu verstehen. Die Antworten wurden jeweils nicht gewichtet. |